Bürgerverein Kaldenkirchen zu Gast bei der Tondachziegelproduktion von Gebr. Laumans.

Rund 50 Mitglieder des Bürgervereins Kaldenkirchen e.V. und des Tabakkollegiums folgten Mitte Februar der Initiative ihres Vorstands, einen Blick hinter die Kulissen des Dachziegelherstellers Gebr. Laumans GmbH & Co. KG in Bracht zu werfen.

Geschäftsführer Gerald Laumans, der das traditionsreiche Familienunternehmen heute in vierter Generation führt, hieß die Gäste herzlich willkommen. Organisator Heinz-Willi Schmitz, Vorsitzender und Geschäftsführer des Bürgervereins, dankte für die freundliche Aufnahme. Der Kontakt war durch die Initiative des Bürgervereins entstanden, eine Straße im Nettetaler Gewerbegebiet VeNeTe „Gebrüder-Laumans-Straße“ zu benennen. Die Straßenbenennung ist inzwischen durch den Nettetaler Ausschuss für Stadtplanung beschlossen. „Wir freuen uns sehr, dass sich der Bürgerverein mit der Geschichte von Laumans beschäftigt und danken ihm sehr für seinen Einsatz“, so Gerald Laumans. „Unser Unternehmen ist tief in der Region verwurzelt und sich seiner Tradition sehr bewusst. Deshalb ist die Straßenbenennung für uns eine besondere Ehre.“ Als Zeichen der Dankbarkeit des Unternehmens überreichte Gerald Laumans Heinz-Willi Schmitz eine Urkunde für sein Engagement.

Was das Brüggener Unternehmen mit Kaldenkirchen zu tun hat, erläuterte Dr. Ina Germes-Dohmen mit einem Referat auf Basis ihrer Promotionsarbeit über die  Geschichte der westdeutschen Dachziegel- und Röhrenindustrie. Bei ihrer Doktorarbeit hatten ihr Dokumente aus den Laumans-Archiven geholfen, einen umfangreichen Einblick in die Geschichte der Ziegeleien der Familien Laumans und ihrer Vorfahren zu gewinnen. Diese begann bereits 1835 mit Jacob Laumans aus Keyenberg in Tegelen, dessen Söhne Quirinus und Caspar den Betrieb später weiterführten.

Zur Gründung der ersten Dachziegeleien in Kaldenkirchen kam es, da auf diese Weise der 1885 von Bismarck eingeführte Schutzzoll auf Dachziegel umgangen werden sollte: dieser galt nur für das fertige Produkt, nicht aber für den Ton. Eines der beiden Unternehmen, das 1885 in Kaldenkirchen eine Filiale gründete und dort mit aus den Niederlanden importiertem Ton Dachziegel produzierte, waren die Gebr. Teeuwen. Durch Erbschaft – Quirinus Laumans war ein Schwager der Gebrüder Teeuwen – ging dieser Betrieb 1889 an die Gebrüder Laumans über.

Einer der fünf Söhne von Quirinus Laumans – Stephan – gründete 1896 die erste Dampfdachziegelei in Bracht. Stephan Laumans legte damit den Grundstein für Brachts bedeutende Rolle in der Ziegelindustrie: Nach ihm folgten in kurzer Zeit sechs weitere Gründungen von Dampfdachziegeleien in Bracht, was für den vom Niedergang der Heimweberei betroffenen Ort von großer Bedeutung war. Im Gegensatz zum Kaldenkirchener Werk musste der Ton hier nicht aus den Niederlanden importiert werden. Die Ziegeleien konnten aus den heimischen Tonvorkommen schöpfen.

Für das Kaldenkirchener – und das Tegelener – Werk war Stephans Bruder Caspar zuständig. Beide Werke liefen ab 1927 unter dem Namen C. Laumans.

In ihrem Referat betonte Germes-Dohmen die seltene Besonderheit der mehr als 100-jährigen Familientradition des Unternehmens, das heute immer noch Dachziegel herstellt wie von Anfang an.

Beim Rundgang durch die Produktion erhielten die Gäste einen direkten Einblick in die verschiedenen Stationen der Dachziegelherstellung. Gemäß der Familientradition informierte neben Gerald Laumans auch dessen Vater Stephan Laumans über die technischen Abläufe. Sie und weitere Mitarbeiter aus dem Unternehmen erläuterten die modernen Produktionsverfahren, die aus dem Klassiker unter den Dachbaustoffen ein echtes High-Tech-Produkt machen, der zugleich immer noch ein Naturprodukt ist: Hier kommen die vier Grundelemente Erde, Wasser, Feuer und Luft zum Einsatz.

Ein gemeinsamer Imbiss bot Gelegenheit zur Diskussion und zum gemütlichen Ausklang des Tages.